Was ist Somatic Experiencing?
Somatic Experiencing (SE) ist ein Therapiekonzept zur schrittweisen Entladung des übererregten Nervensystems nach traumatischen Erfahrungen. Bei einer Traumatisierung (Trauma ohne Aufarbeitung) speichert der Körper die Nervenreize aus den Überlebensstrategien Flucht, Kampf oder Erstarrung im Nervensystem. Das nicht verarbeitete Trauma führt zu einer Dauererregung oder Dauerstarre. Dies kann vielfältige somatische und psychosomatische Störungen und Krankheitsbilder auslösen.
Somatic Experiencing hilft dabei, die im Nervensystem gespeicherte Energie schrittweise abzubauen.
- Was ist Somatic Experiencing?
- Was ist das Therapiekonzept Somatic Experiencing entstanden?
- Warum entwickeln Tiere kein traumatisches Verhalten?
- Warum läuft die Gazelle auch außerhalb der Gefahrenzone weiter?
- Wie reagiert der Mensch auf Bedrohungen?
- Erstarrung friert die Angst ein
- Somatic Experiencing löst den Dauer-Alarmzustand auf
Was ist das Therapiekonzept Somatic Experiencing entstanden?
Das Therapiekonzept Somatic Experiencing ist auf Basis einer Beobachtung aus dem Tierreich entstanden. Tiere müssen, wenn sie gejagt werden, regelmäßig Todesängste ausstehen. Dennoch sind bei Tieren keine Anzeichen von traumatischem Verhalten erkennbar.
Warum entwickeln Tiere kein traumatisches Verhalten?
Tiere verarbeiten Stressreaktionen vollständig. Sie erschöpfen sich auf der Flucht vor einem Raubtier, bis der Alarmzustand des Körpers weitgehend „abgearbeitet“ ist. Deshalb bleibt bei Tieren auf der neuronalen und biochemischen Ebene kein Alarmzustand zurück, sobald das Nervensystem entladen ist.
Beispiel: Eine Gazelle wird von einem Tiger gejagt. Die Amygdala – beim Menschen und beim Tier eines der ältesten Hirnareale, reguliert die Angstreaktionen. Je nach Situation ist eine von drei Reaktionen auf eine Gefahr vorgesehen.
- Angriff bzw. Verteidigung
- Flucht
- Erstarrung bzw. Totstellreflex
Die Gazelle ist dem Tiger unterlegen und ergreift die Flucht. Sie läuft auch dann noch weiter, wenn sie dem Tiger entkommen ist.
Warum läuft die Gazelle auch außerhalb der Gefahrenzone weiter?
Der Körper der Gazelle ist in der Gefahrensituation überflutet mit Adrenalin und anderen Stresshormonen. Diese Stresshormone schalten so gut wie alle Zellen im Körper in einen Alarmzustand. Da die Gazelle nicht nachdenken kann, läuft sie so lange weiter, bis die hormonellen Wirkungen abgeklungen sind.
Irgendwann bleibt sie erschöpft stehen. Der Alarmzustand des Körpers ist weitgehend „abgearbeitet“.
Wie reagiert der Mensch auf Bedrohungen?
Der Mensch denkt nach und versucht, sich auch in Ausnahmesituationen zu regulieren. Der Flucht-oder-Angriff-Reflex und auch die Erstarrung helfen in der „modernen Welt“ selten weiter. In Extremsituationen unternehmen Menschen oft wenig bis nichts.
Erstarrung friert die Angst ein
Wenn die Angst keine Entladung (wie beim Beispiel der Gazelle) findet, bleibt die „Aufladung“ des Nervensystems bestehen. Eine Seite von uns ist weiterhin im „Alarmzustand“. Dieser Alarmzustand baut sich von alleine oft nicht ab.
Das Weiterleben mit einem nicht gelösten, weil gespeicherten Alarmzustand kann äußerst schwierig und unangenehm sein.
Somatic Experiencing löst den Dauer-Alarmzustand auf
Die gute Nachricht: Somatic Experiencing kann dabei helfen, diesen Alarmzustand nachträglich herunterfahren. Und genau das tut die SE-Therapie.